Förderprogramm ermöglicht der Stadt Minden, Ladenlokale anzumieten und zu einem Bruchteil der Mietkosten zur Verfügung zu stellen.
Der Wandel im Handel ist bereits seit längerer Zeit im Gang: Die Verlagerung von Einkäufen aus dem Handel vor Ort in das Onlinegeschäft hat sich nicht zuletzt durch Corona verstärkt. Aber auch eine zu-nehmende Filialisierung hat da-zu beigetragen, dass nicht nur das Warenangebot in den In-nenstädten austauschbarer er-scheint, sondern sich die Fuß-gängerzonen in der Wahrneh-mung ähnlicher geworden sind –leider auch bei den Leerstän-den in den Geschäftszeilen.
Für Minden hat es sich zweifelsohne bereits ausgezahlt, dass die Fußgängerzone von 2013 bis 2016 neu gestaltet worden ist. Doch diese optische Aufwertung der Innenstadt und die deutliche Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der gesamten Fußgängerzone reichen nicht aus, um die Zukunft der Mindener Kernstadt zu gestalten. Nicht nur in Minden stellt sich die Frage,wie die Innenstadt weiter aufgewertet werden kann. Erste Antworten sind gefunden. So richtet Minden seit geraumer Zeit ein neues, zentrales Innenstadtmanagement ein. Da-für erhält die Stadt seit vorigem Jahr eine Förderung durch ein Sonderprogramm des Landes NRW. Diese erleichterte die Einstellung eines Innenstadtmanagers: Seit dem 1. April ist Johannes Schneider als Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung der Stadt tätig.
Wie vor Jahrzehnten vorrangig auf großflächiges Shopping zu setzen – von dieser Sichtweise verabschieden sich immer mehr Städte. Zukunftsträchtiger erscheint es auch in Min-den, neben dem vorhandenen Einzelhandel und der bestehen-den Gastronomie langfristig einen stärkeren Mix zu schaffen, der von kulturellen bis hin zu handwerklichen Angeboten reicht und Möglichkeiten zu bürgerschaftlichem Engagement und Meinungsaustausch bietet.
Kurzfristig wird es aber darum gehen müssen, dauerhafte Leerstände von Ladenlokalen in der Fußgängerzone und angrenzenden Bereichen zu vermeiden. Und hierfür bietet das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in Nordrhein-Westfalen 2020“ mehrere Förderbausteine. Laut Sigrun Lohmeier von der Wirtschaftsförderung der Stadt Minden sind vor rund einem Jahr Fördermittel für die Bausteine „Verfügungsfonds Anmietung“ und „Anstoß eines Zentrenmanagements“ beantragt worden. Allein für den Förderbaustein „Verfügungsfonds Anmietung“ wurden im Juli vorigen Jahres 226.980 Euro bewilligt. Mit dem geforderten städtischen Eigenanteil von 25.220 Euro stehen insgesamt Mittel in Höhe von 252.200 Euro zur Verfügung.
Dieser „Verfügungsfonds Anmietung“ wird bereits dafür ge-nutzt, für leer stehende oder vom Leerstand bedrohte Ladenlokale neue Möglichkeiten für eine künftige Nutzung zu finden. Konkret bedeutet dies, dass die Stadt oder deren Tochtergesellschaft MEW leer stehende Ladenlokale anmietet und dann an Interessierte untervermietet. Voraussetzung ist allerdings, dass die Eigentümer der jeweiligen Immobilien bereit sind, auf 30 Prozent der bisherigen Kalt-miete zu verzichten. Die Weitervermietung erfolgt dann zu einer bis zu 80 Prozent redu-zierten vorherigen Kaltmiete.
Förderfähig sind Ladenlokale bis maximal 300 Quadratmeter Fläche für höchstens zwei Jahre. Die Förderung endet zum 31. Dezember 2023. Dies bedeutet beispielsweise für Start-ups oder ähnliche Interessenten: Je eher für die Umsetzung der eigenen Geschäftsidee ein solches Ladenlokal angemietet wird, desto mehr Förderung können Interessierte für ihre Geschäftsidee nutzen.
Den Worten von Sigrun Lohmeier zufolge hat die Vorbereitung eines Leerstandskatasters bereits dazu geführt, dass allein in der Innenstadt 21 Ladenlokale identifiziert werden konnten, die für die Förderung infrage kommen. Einige davon sogar in bester Lage. Die Eigentümer sind angeschrieben worden, doch nicht alle haben bislang darauf geantwortet. Einige wenige sind bisher nicht bereit, zu den genannten Förderbedingungen zu vermieten. Die Mehrzahl hat aber offenbar erkannt, dass es langfristig sinnvoller ist, vorerst auf einen Teil der Mieteinnahmen zu verzichten. Denn wenn die Innenstadt durch dauerhafte Leerstände an Attraktivität verliert, wird es auch für die dortigen Immobilienbesitzer schwieriger, Mieteinnahmen zu erzielen.