Für den Abschluss seiner Doktorarbeit wollte Dr. Stefan Pieczonka, analytischer Lebensmittelchemiker an der TU München, etwas Besonderes thematisieren: Die älteste Bierflasche Deutschlands sollte es sein.

Gefunden wurde die einzigartige Flasche 1978 bei den Bauarbeiten in einem Lübbecker Geschäftshaus – zufällig also. Ein luftdichter Korken im Flaschenhals, zusätzlich mit Draht und rotem Wachs verschlossen, schützt das Getränk im Inneren. Schnell kann das Gebinde als eine Flasche der Privatbrauerei Barre ausgemacht und circa auf das Jahr 1885, also in das späte 19. Jahrhundert, zurückdatiert werden. Die Flasche gilt für die Lübbecker Brauerei am Wiehengebirge zudem als eine ganz besondere. Wahrscheinlich ist es eine der ersten Flaschen ihrer Art, die damals in dieser Form abgefüllt und verladen wurden für die Lieferung an den „Nordeutschen Lloyd“, eine Bremer Reederei. Per Pferdefuhrwerk wurden die Flaschen zu dieser Zeit nach Lemförde zum Bahnhof befördert, um die Reise dort per Dampfzug nach Bremen anzutreten. Das Expertenteam aus dem Forschungszentrum in Weihenstephan hat die Probe zunächst chemisch-mikrobiologisch unter die Lupe genommen. Die erstaunliche Erkenntnis: Nach mehr als 130 Jahren ist das älteste Bier immer noch in einem beispiellosen Zustand und nachweislich nach dem Maßstab des Deutschen Reinheitsgebotes gebraut worden. Bei der sensorischen Verkostung stellte man erfreulicherweise fest, dass es fortwährend ein feines Profil aufweist. Zwar sei die Gaumenfülle abgeschwächt und die Farbe etwas verdunkelt, doch noch immer wäre ein leicht prickelnder Kohlensäuregehalt zu vermerken, so das Fazit der Experten.